Die Kenntnis der unterschiedlichen Bezugsflächen mit ihren Koordinaten- und Höhensystemen sowie die Berechnung von Koordinaten und Höhen mittels Transformation gewinnen in der Landesvermessung und im Liegenschaftskataster ständig an Bedeutung. So ist in der Grundlagenvermessung die Auswertung der GPS-Satellitenmeßverfahren zur Neuerung der herkömmlichen Lagefestpunktfelder im System ETRS 89 ohne Transformationen nicht denkbar.
   Das Landesvermessungsamt Nordrhein-Westfalen hat deshalb zu dieser Thematik eine zweiteilige Arbeitsrichtlinie erstellt. Der Teil 1 "Theoretische Grundlagen" umfaßt die derzeit in Nordrhein-Westfalen und in den deutschen Nachbarländern benutzten Bezugsflächen mit ihren jeweiligen Koordinaten und Höhen. Für die gebräuchlichsten Transformationen werden die mathematischen Modelle von Umrechnungen gleichartiger Lage- und Höhensysteme sowie von Umformungen ungleichartiger Lage- und Höhensysteme dargestellt. Des weiteren werden Methoden der Restklaffungsbeseitigung sowie Fehlerrechnung und statistische Testverfahren behandelt.
   Der Teil 2 "Praktische Anwendungsfälle" enthält 15 Zahlenbeispiele von teilweise umfangreichen Umrechnungen und Umformungen. Die einzelnen Fälle aus dem Berufsalltag von Kataster, Landesvermessung und Deformationsanalyse sind nach einem gleichbleibenden Schema in Aufgabenstellung, Transformationsansatz, Zahlenbeispiel und Interpretation gegliedert.
Die Arbeitsrichtlinie ist in den Druckschriftenvertrieb des Landesvermessungsamtes Nordrhein-Westfalen übernommen worden. Die Teile 1 und 2 können für eine Schutzgebühr von je 10 DM beim Kartenvertrieb (Telefon: 0228-846-1321, Telefax: 0228-846-1302, E-Mail: shop@lverma.nrw.de) bezogen werden.

Mit Hilfe von Transformationen (Umrechnungen und Umformungen) kann der rechnerische Übergang von einem Bezugssystem in ein anderes realisiert werden. Zu diesem Zweck werden Transformations-parameter berechnet (Translations-, Rotations-, Maßstabsparameter). Es werden zwei- und dreidimensionale Transformationen praktiziert. In der Regel stehen genügend Stützpunkte zur Verfügung, sodaß die Parameter durch Ausgleichung ermittelt werden können (Helmert-Transformation). Die Vorteile einer Helmert-Transformation bestehen in der Berechnung von Genauigkeitsangaben und statistischen Testgrößen zwecks Untersuchung der Lageidentität der Stützpunkte. Neben der Methode der kleinsten Quadrate (L2-Norm) gewinnen robuste Schätzverfahren (L1-Norm) an Bedeutung. Zur Wahrung der Nachbarschaftstreue sind die Restklaffungen in den Stützpunkten nach der Umformung auf die Neupunkte zu verteilen.

Literatur:
DVW-Merkblatt 5-2012: Bezugssysteme für GNSS.
Spata, Fröhlich: Kartendatum-Shiftparameter. Wechsel zwischen dem deutschen, belgischen und niederländischen Kartendatum. Allgemeine Vermessungs-Nachrichten (AVN), 4/2001, 132-133.
Spata, Fröhlich, Postaremczak: Shiftwerte und lokale Transformationsparameter für Nordrhein-Westfalen zwischen den Bezugssystemen ETRS 89 und Netz 77. Vermessungswesen und Raumordnung (VR), 5/2000, 274-280.
Fröhlich, Spata: Optimale Bestimmung von geodätischen Datum-Shift-Parametern mittels L2- und Loo-Norm. Allgemeine Vermessungs-Nachrichten (AVN), 11-12/1999, 390-393.
Landesvermessungsamt Nordrhein-Westfalen: Transformation von Koordinaten und Höhen in der Landesvermessung, Teil 1: Theoretische Grundlagen; Teil 2: Praktische Anwendungsfälle. Bonn 1999.
Kampmann, Petri, Spata: Kombinative Norm-Schätzung bei 2D-Transformationen im nordrhein-westfälischen ALK-Vorverarbeitungsprogramm DIVA. Nachrichten aus dem öffentlichen Vermessungswesen in Nordrhein-Westfalen (NÖV), 27. Jg., 1994, 57-71.

Internet: www.lverma.nrw.de/vermessung/frame_vermessung.htm